
Wie würden Sie einem Kind die Welt
von heute erklären. Das Alter des Kindes spielt dabei keine Rolle. Nehmen wir einfach
an, es ist ein Kind, das alles versteht und eben genau mit solch einer Frage
auf Sie zukommt. Was passiert denn gerade auf der Welt? Wüssten Sie, womit Sie
anfangen sollten? Was Sie erwähnen und auslassen würden? Beginnen wir mit den
Dingen, die Sie mitunter selbst nicht ganz verstehen. Ich würde diese Ereignisse
auslassen. Und da kommen wir schon zum größten Dilemma: Das sind ganz schön
viele Dinge, die passieren, aber nicht wirklich verstanden werden oder kognitiv
durch einen persönlichen Schutzmechanismus etwas vernebelt wirken. Ereignisse,
die wir alle medial jeden Tag mitbekommen, aber die wenigsten von uns verstehen
wirklich, worum es dabei im Detail geht. Ist manchmal auch nicht wichtig, aber
bei Erklärungsversuchen kommt man dann öfter ins Stocken und fragt sich selbst,
was selbst verstanden wurde. Das ist ein enorm wichtiger Punkt. Warum? Wir
müssen anfangen, Ereignisse im richtigen Kontext zu sehen. In der medialen Welt
wird immer von Fake News gesprochen. Manche davon werden gezielt gestreut, andere
entstehen durch Unwissen und das Schneeballsystem in den sozialen Netzwerken
erledigt dann den Rest. Unwissen kann ein mächtiger Beschleuniger machthungriger
Menschen sein. Und selbst diese Menschen sind nicht davor gefeit, selbst als Unwissende
dazustehen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, könnten folgende Aussagen
zutreffen: „Ich wusste nicht, dass man meine Telefonate mitschneidet“, „Ich
hätte nie gedacht, dass der Krieg sich so in die Länge zieht“, „Wer hätte gedacht,
dass so ein Virus so viel Schaden anrichten kann?“ Hinter solchen Aussagen
steckt sicherlich viel Ironie, die Kurz, Putin und Konsorten gut verstecken, und
sollte das Leid betroffener Menschen nicht schmälern. Es geht mir bei all dem um
die Selbsterkenntnis, Dinge richtig einzuordnen, keine falschen Schlüsse zu
ziehen oder ohne Abwägung von Fakten und Tatsachen einfach nur falsch zu urteilen.
Und jetzt kommen wir wieder zurück
zum Anfang und der Frage, wie man einem Kind die Welt von heute erklären
sollte. Etwas erklären bedeutet eben nicht automatisch Dinge zu bewerten. Eine
Wertung erfolgt dann vielleicht von demjenigen, den wir versuchen aufzuklären.
Wir müssen auch einmal den Mut haben und zugeben, dass wir etwas nicht wissen
oder es nicht verstehen. Das mag gegenüber Kindern ein guter Anfang sein. Bei Gesprächen
oder Diskussionsrunden von Erwachsenen findet diese Einsicht nur selten statt.
Oder wann haben Sie im Freundes- oder Arbeitskollegenkreis das letzte Mal offen
gesagt, dass sie die Aussage von x nicht verstanden haben? Oft sitzen wir nur
wie früher die Wackeldackel im Auto da und schauen nickend in die
Diskussionsrunde. Das ist am Ende oft nicht sehr förderlich und kann zu noch mehr
Verwirrung führen.
Verstehen und erklären geschieht im
Idealfall auf einer Ebene und ist weit entfernt von Wertung und Urteil. Diesen
Fehler beziehungsweise Vermischung machen wir gefühlt jeden Tag, wir sind
gleichzeitig Philosoph, Lehrer, Pfarrer und Richter. Am Ende erzeugen wir
gewollt oder ungewollt Blasen von falschen Nachrichten. Mit Verlaub, das ist kein
neues Phänomen. Seitdem Menschen miteinander kommunizieren, gibt es solche Fake
News. Dies wird auch zukünftig so sein. Aber in einer scheinbar aufgeklärten
Gesellschaft, wie wir sie heute vielleicht darstellen, sollten solche Gefahren
vermeidbar sein. Oder haben wir den Überblick komplett verloren und einem Kind die
Welt zu erklären, gehört mittlerweile zur Kategorie der Vorstellung der
Unendlichkeit des Universums? Dann wird es wirklich verdammt schwierig.
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