Schon alleine der Anruf bei einem technischen Support für die eigenen heimischen elektronischen Geräte führt oft zu einer wahren Verzweiflung. Minuten- ja sogar stundenlang fühlt man sich gefangen in einer Warteschleife mit einschläfernder Fahrstuhlmusik und einer Feedbackschleife mit einer elektronischen Ansage, die einem im Minutentakt immer wieder sagt, man möge sich doch bitte gedulden, denn ein freier Mitarbeiter würde sich in Kürze melden. Hat man diesen einen Moment schließlich erwischt und es ist wirklich eine menschliche Stimme am anderen Ende der Leitung, ist man als Kunde erst einmal überglücklich. Ähnelt dieser Moment doch an einen kleinen Lottogewinn. Die Ernüchterung folgt aber sogleich, wenn dieser vermeintliche Experte am Telefon einem rät, das System zuerst einmal komplett zu „resetten“. Ja, aber wie mache ich das? „Dafür müssen Sie den Reset-Knopf drücken.“ Und wo findet man diesen? Nach langem Hin und Her dann die Erlösung. Das System bootet neu und siehe da: Das alte Problem ist noch da. „Dann sollten Sie bitte das Gerät an unseren Support schicken.“ „Aber sind Sie nicht der Support?“ „Nur der Hotline-Support und ab jetzt kann ich Ihnen leider auch nicht mehr weiterhelfen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und vergessen Sie nicht, mich noch zu bewerten.“ WIE BITTE?
Sehr ähnlich verhält es sich zurzeit mit dem Jahr 2021. Überall wird uns suggeriert, dass ab jetzt alles besser wird, alles bergauf geht und man schon ruhig für die zweite Hälfte des Jahres planen und buchen kann. Leider fährt das System 2020 unbeirrt ins Jahr 2021 weiter. Mit dem Datum 1.1.2021 wurde kein Reset-Knopf gedrückt. Es ging munter weiter. Neue Applikationen wurden hinzugefügt. Nennen wir sie zum einen Lockdownverlängerung und zum anderen Virenschutz für das Programm Gesellschaft, den die Regierung bestellt hat. Leider nur für einen Bruchteil aller laufenden Betriebsgeräte. Für einen schnellen Reset - um das System neu zu booten - etwas wenig. Zudem wird immer klarer, dass sich manche systemrelevanten User dem Virenschutz verweigern, weil sie glauben, dass ihr System sowieso vor allen bösartigen Angriffen von außen gefeit ist. Ist das bloße Naivität oder fehlende Aufklärung? Aus der Sicht der Verweigerer wohl eher die Freiheit der eigenen Meinung und des starken Willens. Aber was machen all diese Faktoren mit uns – unserer Gesellschaft?
Nun, ein wesentlicher Faktor zeigt sich schon jetzt: Wir verlieren immer mehr das Vertrauen. Teilweise sogar in unser eigenes Urteilsvermögen. Das ist langfristig gefährlich und dabei sind noch nicht einmal die bösen Trojaner oder Verschwörungsmythiker gemeint, denen man mitunter offener gegenüberstehen würde. Gemeint ist das Vertrauen zu sich selbst, seiner eigenen Meinung und die richtige Relation zu anderen Meinungen zu finden. Wenn das Gesamtsystem immer wieder, wie das auch Computer machen, herumspinnt, dann verliert man als User das Vertrauen in dieses. Was ist das Gesamtsystem? Gesellschaftlich gesehen alles und jeder. Also auch der User selbst. Somit sollten wir uns alle ernsthaft Gedanken machen, wie wir das Gesamtsystem sicherer machen. Unser Vertrauen nicht verlieren, die Meinung anderer zulassen und kritisch bewerten, ohne diese zu verteufeln. Der Reset-Knopf sind wir alle, da wir voneinander abhängig sind. Wenn wir fahrlässig handeln, uns aber scheinheilig als Moralapostel darstellen, dann bleibt das System Gesellschaft offen für Viren aller Art. Am Ende sollten wir nicht darauf hoffen, dass es ein redundantes System gibt. Unser System ist einzigartig und sollte mit allen Mitteln geschützt werden.
Mein Microsystem blinkt grün und ist bereit für einen Neustart.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen