...ja was denn nun genau? Jugend ohne Perspektiven? Ohne Ziele? Jugend ohne Gott? In Anlehnung an Ödön von Horváths Roman und somit auch an seine Bemerkung am Ende des Buches, dass die Jugend ohne Gott auch eine Jugend ohne Wahrheit ist: Was kann unsere Jugend noch glauben und was stellt sich für sie als Wahrheit dar? Welche Perspektiven können und dürfen sie verfolgen?
In verschiedenen Studien konnten Experten nachweisen, dass die psychische und physische Belastung von Kindern und Jugendlichen in der jetzigen Pandemiezeit enorm angestiegen ist. Viele leiden regelrecht und die Gefahr, dass Folgeerscheinungen - etwa in Form von Depressionen - im Erwachsenenalter auftreten, sind wesentlich höher. Heißt aber im Umkehrschluss auch, dass Erwachsene, die im Kindes- und Jugendalter keinen solchen Belastungen unterworfen waren, später das Leben deutlich beschwerdefreier meistern. So die Theorie.
Viele Politiker und Bildungsexperten sind der Meinung, dass wir unseren Kindern und Jugendlichen viel mehr zutrauen sollten und gerade diese Gruppe die Pandemie besser bewältigt als andere Altersgruppen. Gewiss kann und sollte man Kindern und vor allem auch Jugendlichen eine gewisse Selbstständigkeit zutrauen und zumuten. Die Frage ist aber dennoch erlaubt: In welchem Umfang und wie lange? Von einer sogenannten „Lost Generation“ zu sprechen ist wahrscheinlich genauso polemisch wie zu behaupten, dass COVID-19 nur eine Grippe ist. Es aber nur zu vereinfachen und zu sagen, dass wir ja alle im selben Boot sitzen und jeder dazu beitragen muss, dass das Boot nicht kippt, hinkt ebenso hinterher.
Sehen wir uns kurz die aktuelle Situation an: Alle Schüler befinden sich derzeit im Wechselunterricht. Zwei Tage Schule und drei Tage zu Hause. Davon ist der Freitag generell ein Distance-Learning-Tag. Für die zwei restlichen Tage bekommen die Schüler im Idealfall Arbeitsaufträge. Kennen alle schon von der langen Distance-Learning-Phase. Ob dieser Wechselunterricht gut oder schlecht ist, hängt natürlich auch von den jeweiligen Pädagogen ab. Aber der derzeitige allgemeine Konsens sagt: Hauptsache wieder etwas Präsenzunterricht. Die Planung geht erst einmal nicht über Ostern hinaus. Das versetzt aber viele Schulen schon wieder in Angst und Panik und so wollen viele Bildungseinrichtungen so gut es geht, die meisten Prüfungen noch vor Ostern in den sehr ausgedünnten Stundenplan reinquetschen. Damit zumindest eine Note das Jahreszeugnis bestimmen kann. Zu groß ist die Angst vor einer erneuten Schulschließung nach Ostern. Zusätzlich müssen sich alle Kinder und Jugendlichen mindestens einmal die Woche mittels Nasenbohrertest testen lassen. Was als Testergebnis in Schulen gilt, gilt aber nicht für den Freizeitbereich. Soll heißen: Fast alle Freizeitaktivitäten sind derzeit untersagt. Die wenigen Aktivitäten, die in Vereinen als Leistungssport angeboten werden, verlangen einen gültigen negativen Test einer öffentlichen Testeinrichtung - keinen Nasenbohrertest.
Ja, wir mögen vielleicht die Leistung unserer Kinder und Jugendlichen unterschätzen, aber genauso überschätzen wir all die Restriktionen und Verbote mit den zu erwartenden Folgen. Der soziale Kontakt ist gerade bei unseren Jüngsten enorm wichtig. Wir müssen uns nur selbst beobachten, wie sehr wir gesellschaftliche Zusammenkünfte vermissen.
Wenn ihr Kind Sie also fragt, wann die Sportplätze und die Vereine wieder öffnen und sie nur mit den Schultern zucken, dann geben Sie unserer jüngeren Generation keine Perspektive. Denn nach einem Jahr Pandemie sollte das Ergebnis nicht nur sein, dass zum Tag X so und so viele geimpft sind, wenn denn genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Wenn das alles ist, was wir unseren Kindern bieten können, dann benötigt es noch viel mehr an Selbstständigkeit - und das ständig.
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