„Klar ist, wenn es die Zahlen zulassen, dann gilt der Präsenzunterricht für alle Schüler ab Mitte Mai. Klar ist, dass wir kurz vor den Sommerferien noch einmal allen Kindern einen geregelten Unterricht anbieten wollen. Unklar ist, was wir im Herbst machen.“ So oder so ähnlich könnte eine Aussage zu den bevorstehenden Plänen bezüglich der Schulöffnung für alle Kinder, lauten. Bildungsminister Heinz Faßmann hat es aber auch nicht einfach.
Mit dem geplanten Regelunterricht und der Präsenzzeit an den Schulen ab dem 17. Mai haben die Schulen dann bis zu den Sommerferien genauso lange offen, wie sie danach wieder zu sind. Ok, stimmt nicht ganz. Acht Wochen Schule und dann wieder neun Wochen Sommerferien. Von den acht Wochen gibt es noch zwei Feiertage und wenn die Schüler Glück haben noch einen zusätzlichen Fenstertag als schulautonomen Tag. Schularbeiten sind alle geschrieben, Notenvergabe ist weitgehend abgeschlossen. Was soll man jetzt in den acht Wochen jeden Tag mit den Schülern machen? Spazieren gehen? Laut im Pausenhof singen, denn das ist ja nur im Freien erlaubt. Filme schauen, kleinere Projekte planen? Acht Wochen können echt lang sein.
Jetzt wäre die Chance, ohne jeglichen Notendruck Schulstoff zu vertiefen, und mit anderen Vermittlungskonzepten auch für individuelle Lerngruppen den vielleicht nicht vermittelten Stoff aufzuholen.
Ich weiß, der Aufschrei wird jetzt von vielen Seiten groß sein, denn manche können mit Stolz behaupten, dass sie den Lehrplan voll und ganz eingehalten haben. Die Frage darf aber gerechterweise gestellt werden: Wenn in einem Schichtunterricht, bei dem die Schüler zwei Tage die Woche in den Schulen sind und der gesamte Lehrplan eingehalten wurde, dann frage ich mich auf Kosten von wem oder was? Wem wären in diesem Fall die Kinder und Jugendlichen. Was wäre der Inhalt und die Vermittlung.
Bildungsexperten, Lehrergewerkschaften und Elternverbände sind sich einig, dass nur ein Präsenzunterricht das vermitteln kann, was von der Bildungsdirektion anhand des Lehrplans gefordert wird. Denn in einer besonderen Zeit mit besonderen Maßnahmen wurde der Lehrplan weder adaptiert noch geändert. Bei den Maturajahrgängen schon! Aber was heißt das nun konkret? Landesweit gibt es - bis auf die Volksschulen und Maturaklassen - unterschiedliche Bildungsniveaus. Das soll jetzt kein Anprangern sein, sondern soll vielmehr eine Tatsache aufzeigen, mit der man konstruktiv umgehen sollte. Stimmt nicht, würden jetzt wieder einige behaupten. Nun, haben Sie sich schon einmal die Bücher mancher Unterrichtsfächer genauer angeschaut? Darin sind Aufgaben enthalten, die einer Erklärung im Vorfeld und/oder einer direkten Besprechung bei der Bearbeitung der Aufgaben bedürfen. Diese Unterrichtsbücher sind nicht für ein Distance-Learning ausgelegt. Für das Bildungsministerium wäre das doch eine schöne Hausaufgabe über die Sommerferien. Anpassungen vornehmen, Lehrer überhaupt oder besser auf hybride Unterrichtsformen schulen und die Lehrpläne samt Unterrichtsmaterialien auf Herz und Nieren zu prüfen und zu hinterfragen.
Sonst hätte ich für die kommenden Sommerferien noch eine gewinnbringende
Geschäftsidee: Nachhilfe. Ja, ist nicht sonderlich innovativ und neu.
Aber die bestehenden Nachhilfe-Institute werden sich vor Anfragen wohl
kaum retten können.
Abgesehen von der psychischen Belastung, die die Pandemie unseren Kindern abringt, wird der Bildungsunterschied uns womöglich noch länger Beschäftigen, als uns lieb ist. Da hilft auch ein Einimpfen des Lernstoffes nicht wirklich.
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