Schneemengen im Winter 2020/21 ohne Ende. Immer noch zahlreiche Schneefelder auf den Bergen. Schnell kommt man bei diesen beiden Beobachtungen zu dem Schluss, dass gerade wir hier in Vorarlberg genügend Wasser haben müssten. Die Betonung liegt auf dem Wort müssten. So haben wir derzeit einen außergewöhnlich heißen Juni und die Niederschläge im Frühjahr lagen unter dem Mittelwert bis normal im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Grundwasserpegel sind zwar wieder etwas gestiegen, aber noch lange nicht auf einem beruhigenden Normalstand. Hinzu kommt der Wasserverbrauch in den Haushalten. Dieser ist zwar nicht sonderlich angestiegen, selbst nicht durch die ganzen privaten Freibadanbieter in deren Gärten, aber die Bevölkerungsanzahl ist größer geworden und somit auch der Durst nach Wasser.
Nach 2018 hat das Land Vorarlberg Konsequenzen gezogen, nachdem einige Gemeinden durch die enorme Hitze und Dürre von Trinkwasserquellen abgeschnitten waren. So wurde im Walgau ein Trinkwasserverbund Thüringen-Thüringerberg-St. Gerold gegründet, damit es nicht wieder zu solchen Engpässen wie im Sommer 2018 kommt. Das ist wichtig, damit wir immer noch mit der Vorstellung leben können, dass das Wasser aus unseren Leitungen fließt, ständig und immer mit der derselben hohen Qualität. Diese Selbstverständlichkeit könnte sich aber schnell ändern. In manchen Teilen im Osten Österreichs sind jetzt schon manche Quellen und Flüsse wieder trocken. Diese Trockenphasen werden immer länger und treten immer früher ein. Das hat nicht nur fatale Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Das betrifft auch die Grundversorgung der Haushalte mit Trinkwasser.
Der kurze Blick über den alpinen Tellerrand zeigt noch dramatischere Bilder. In Teilen Europas werden ganze Landstriche trockengelegt, damit wir in den Supermärkten zu jeder Jahreszeit alle Früchte- und Gemüsesorten kaufen können. Diesen Luxus bezahlen die Produktionsländer mit einem sehr hohen Preis: das Schürfen nach dem neuen flüssigen Gold. Wer sich etwas mit Kursentwicklungen und den Aktienmärkten auskennt, der wird erkennen, dass Firmen, die mit dem neuen flüssigen Gold Wasser handeln, immer mehr in den Fokus von Spekulanten rücken. In manchen Teilen der Welt wird schon seit Jahren ein regelrechter Guerillakrieg um Wasserrechte geführt.
Der Kampf ums Wasser bei uns beginnt nicht erst, er ist schon im vollen Gange. So müssen Kommunen und Gemeinden sich immer mehr mit Anfragen privater Firmen um Grundwasserrechte und Quellen auseinandersetzen. Bestes Beispiel ist ein bekannter Getränkehersteller hier bei uns im Ländle.
Daher ist, nein, muss es die Pflicht der Vorarlberger Regierung zusammen mit den Kommunen sein, in den nächsten Jahren als eine starke Allianz für eine Sicherung der Trinkwasserversorgung zu kämpfen. Gemeinden, Genossenschaften und Wasserverbände in Vorarlberg haben mit Unterstützung durch Land und Bund in den letzten fünf Jahren mehr als 70 Millionen Euro investiert. Diesen Weg gilt es fortzuführen.
Wenn einige von uns nun im wohlverdienten Urlaub in manche Länder fahren, in denen das Wasser aus der Leitung lediglich zum Zähneputzen geeignet ist, dann sollten wir jeden Tag dankbar sein. Dankbar für eine hervorragende Wasserqualität im Ländle aus den Leitungen. Auch für einen erfrischenden Schluck aus dem Glas. Noch sind wir im Modus der Selbstverständlichkeit, aber das könnte sich sehr schnell ändern.
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