Trotz Corona und Pandemie hat sich entgegen vieler Aussagen so mancher Experten in der Fußballwelt auf dem Transfermarkt doch noch einiges getan. So haben einige Superstars im gehobenen Fußballeralter ihre Vereine gewechselt. Junge, aufsteigende Fußballgötter werden für Summen gehandelt, bei denen so manche Länder nur davon träumen können, solche Haushaltsüberschüsse zu haben. Der groteske Transfermarkt im Fußball reißt nicht ab, auch wenn so manche Spitzenclubs quasi pleite sind. Aber dieser Markt ist mittlerweile ein reiner Spekulations-Gladiatoren-Wettkampf. Spieler sind reine Ware, Daten über ihre Körper sind genauestens bekannt. Und im Netz kann man alles über jeden dieser Spieler erfahren. Alles wird analysiert und fast alles ist abrufbar. Ein gläserner Sportler hat eben seinen Preis. Und dabei muss und darf sich jeder berechtigt die Frage stellen: Was ist ein Menschenleben wert? In der Fußballwelt sind es anscheinend Millionen. Diese Debatte ist nicht neu! Nimmt man dabei nun unterschiedliche Perspektiven ein, dann erkennt man recht schnell die Absurdität des „Unsummenspiels“ im Fußball.
Aus tragischer Sicht könnte man jetzt sagen, dass der Transfermarkt in Afghanistan etwas ins Stocken geraten ist und sich so manche Staaten an diesem Spiel nicht beteiligen. Nicht lukrativ genug oder die Angst vor einer falschen Entscheidung ist zu groß. Sind wir aber ehrlich: Nichts zu tun in der jetzigen Lage bedeutet schlicht wegschauen. Hilfsgüter und Millionen an Aufbaufonds in ein zerrüttetes Land schicken, kann aber so manch politisches Gewissen beruhigen. Aber zurück zur Transferperspektive. Das Transferfenster ist fast geschlossen, denn der Flughafen in Kabul wird de facto von den Taliban beinahe völlig von außen kontrolliert. Soll heißen, dass Evakuierungsflüge von Tag zu Tag schwieriger werden. Wenn diese Transfers nicht klappen, dann bedeutet es eben nicht einen Millionenverlust für einen Fußballclub, sondern möglicherweise das Leben eines oder vieler Tausender Menschen. Nicht mehr und nicht weniger. Das bedeutet, dass für viele Menschen in Afghanistan der Preis für einen Flug in ein Zufluchtsland, das vielleicht Asyl gewährt, ein Leben sein kann.
Bei uns in Österreich macht man sich über ein komplett anderes Transferfenster Gedanken. Damit der Alltag in unserem Inselstaat funktioniert, sollten aufgrund der Pandemie alle geimpft sein. Das ist darum wichtig, weil eine bevorstehende vierte Welle und die damit verbundenen Hospitalisierungen durch die Impfung milder verlaufen sollten. Um es noch einmal deutlich zu machen: Auch als Geimpfter kann ich mich anstecken, aber in den meisten Fällen mit einem schwächeren Verlauf. Wer das Risiko eingeht, sich nicht impfen zu lassen, riskiert daher – möglicherweise nicht nur - sein Leben. Das ist das Transferfenster Gesundheit, zumindest in Österreich. Auch dieses Fenster wird immer kleiner. Der (Mindest)Preis: die eigene Gesundheit.
Natürlich ist es völlig absurd, alle diese drei Bereiche zu vergleichen. Natürlich steckt viel Ironie dahinter. Es soll aber aufzeigen, wie sensibel das Thema „Was ist ein Menschenleben wert“ ist. Es zeigt auch, wie unterschiedlich wir in verschiedenen Lebensbereichen mit diesem Thema umgehen. Vielleicht können aber diese unterschiedlichen Perspektiven zu einer Transformation des eigenen Denkens bewegen.
Ein Menschenleben wurde schon öfter mathematisch berechnet und es gibt tatsächlich einen Durchschnittswert - vor allem für die Versicherungsbranche. Wir sollten uns aber aufgrund der aktuellen Entwicklungen ernsthaft die Frage stellen, warum wir Leben überhaupt bewerten müssen? Ein Leben zu retten hat den größten Wert!
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